Ausstellung: Emil Gumbel
Statistiker, Pazifist, Publizist

Ein Mathematiker im Kampf gegen Extreme und für die Weimarer Republik - dazu eröffnet am 26. April eine Ausstellung über den Münchner Statistiker und Pazifisten Emil J. Gumbel. In seiner Person verbinden sich mathematische Exzellenz und gesellschaftliche Courage. Dafür brachte er sich selbst in Gefahr.
Die Ausstellung ist vom 26. April bis 31. Mai 2019 in München. Zu den Organisatoren gehören die Mitglieder unserer Fakultät, Dr. Lexuri Fernández, Prof. Dr. Matthias Scherer und Dr. Isabella Wiegand, sowie Prof. Dr. Annette Vogt vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und der Humboldt-Universität Berlin, und Dr. Werner Frese.
Mehrere Jahre lang hat das Team in Europa und den USA die Spuren Gumbels verfolgt, Zeitzeugen und Nachkommen befragt und Dokumente in Archiven gesichtet. Jetzt präsentieren sie die Ergebnisse ihrer Arbeit.
Emil J. Gumbel: Mathematiker und Friedensaktivist

Porträt des Münchner Mathematikers Emil J. Gumbel (1891 - 1966)
Gumbel ist 1891 in München geboren, dort aufgewachsen und ausgebildet worden. Im Bereich Statistik ist er weltbekannt - maßgeblich in der Entwicklung der Extremwerttheorie. Auf ihn gehen mathematische Grundlagen zurück, die im Ingenieurwesen und der Versicherungsmathematik heute noch bedeutend sind.
Doch Gumbel engagierte sich auch gesellschaftspolitisch: Als Mitglied der "Deutschen Liga für Menschenrechte" und links-intellektueller Publizist war er Weggefährte gleichgesinnter Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Carl von Ossietzky oder Kurt Tucholsky. Einzeln und vereint setzten sie sich gegen die aufkommende NS-Bewegung ein.
Mit Statistik gegen den Terror
Mit wissenschaftlicher Akribie dokumentiert Gumbel die politisch motivierten Morde der Nachkriegszeit und belegt so, wie stark die damalige Justiz rechts(konservativ) orientiert war: Sie bagatellisierte unzählige Morde aus dem rechten Lager, während sie die - vergleichsweise wenigen - linken Täter fast sämtlich zu Höchststrafen verurteilte.
Auch in den folgenden Jahren erhebt er die Stimme, wo immer er Frieden und Demokratie in Gefahr sieht. Damit beschädigt er nicht nur seine berufliche Existenz als Hochschullehrer in Heidelberg, wo ihn rechtsnationale Studenten und Kollegen anfeinden: Wegen seiner politischen Publikationen wird er 1933 ausgebürgert. Nur durch glückliche Umstände entgeht er der Verfolgung und baut sich in Frankreich und - nach abenteuerlicher Flucht - in Amerika ein neues Leben auf.
Informationen zur Emil-Gumbel-Ausstellung
Exponate und Poster illustrieren in der Ausstellung „Emil Gumbel: Statistiker, Pazifist, Publizist“ die Lebensstationen Gumbels und die Verbindungen zu seinen berühmten Weggefährten. Dabei zeigt die Ausstellung beides: den Mathematiker und den Menschenrechtler.
Die Ausstellung befindet sich in der TUM Immatrikulationshalle in der Arcisstraße 21 in München. Öffnungszeiten und weitere Termine finden Sie im Veranstaltungskalender der Ausstellung. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage emil-gumbel.de.
Die Eröffnungsveranstaltung ist am 26. April um 18:00 Uhr. Jeweils montags und dienstags bieten Mitarbeiter des Instituts für Finanzmathematik am Vormittag Führungen für Schüler*innen an. Bitten melden Sie sich für die Veranstaltungen per E-Mail unter sekm13 (at) tum.de an.
Podcast über Emil Gumbel
Übrigens: Am 18. Oktober 2017 sendete Bayern 2 die Radiosendung "IQ - Wissenschaft und Forschung". Darin erzählen Matthias Scherer und Isabella Wiegand über Emil Gumbel. Hören Sie rein - ab Minute 6:57!